Kohle gegen Kohle hat im letzten halben Jahr viel erreicht und den Einsatz für Lützerath erfolgreich wieder auf die mediale Tagesordnung gesetzt. Jetzt hat sich RWE zu Wort gemeldet. Ein Rück- und Ausblick.
Januar 2023. Nach langem, hartem Einsatz der Zivilgesellschaft und klimabewegter Menschen wird Lützerath gewaltsam und gegen den Willen der Menschen vor Ort, der Wissenschaft und der Zivilgesellschaft geräumt. Der kleine Weiler im rheinischen Braunkohlerevier ist über die Jahre zum Gallischen Dorf des Widerstands gegen die Klimazerstörung geworden. Aber aller Widerstand reichte nicht aus – weder auf politischer, noch auf wissenschaftlicher Ebene. Und so hat der fossile Klimazerstörer RWE inzwischen das gesamte Dorf und die umliegenden Felder zerstört, um an die darunter liegende Kohle zu gelangen. Ein harter Schlag. Doch noch geben wir uns nicht geschlagen.
Denn: Mit Lützerath steht und fällt Deutschlands Beitrag zur 1,5°-C-Grenze. Unter und um Lützerath liegen Millionen Tonnen Braunkohle (also auch Millionen Tonnen CO2). Wird diese Kohle verfeuert, reißt Deutschland seine Klimaziele, meinen Expert*innen. Und das, obwohl die Kohle unter Lützerath nicht für die Energieversorgung benötigt wird, wie eine Untersuchung des deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zeigt und wie aktuelle Studien bestätigen. Geradezu symbolisch also für Deutschlands Klimaschutzbemühungen, dass es weder Politik noch Wirtschaft schaffen, sich zu einem angemessenen Kohleausstieg durchringen.
Die Klimakrise eskaliert. Die Politik versagt. Aber die Kohle muss im Boden bleiben. Deshalb haben wir Veränderung selbst in die Hand genommen. Anfang 2024 haben wir mit Kohle gegen Kohle die Antwort der klimabewegten Zivilgesellschaft auf die Ereignisse rund um Lützerath formuliert. Für uns war klar: Gegen klimapolitisches Totalversagen brauchen wir neue, innovative Ideen. Die Klimakrise schreitet voran und wir müssen handfeste Veränderung schaffen. Weil die Politik es nicht tut, tun wir das selbst: Wir sammeln 1,5 Million Euro und kaufen die Kohle bei Lützerath zurück. Dort schaffen wir statt Abbagerung und Zerstörung einen inspirierenden Bildungs- und Begegnungsort. Mehr zu unserem Projektplan findest Du hier.
Kohle gegen Kohle ist unser Versuch, der Zerstörung und den zerstörerischen Großkonzernen etwas entgegenzusetzen. Und das mit Erfolg! Schnell haben wir viele Unterstützer*innen in unserem Vorhaben gefunden. Mit Volljurist*innen haben wir einen starken Kaufvertrag ausgearbeitet. Mit Geologie-Professor*innen haben wir uns über die Flächen, die wir kaufen wollen, ausgetauscht. Und mit Klima-Expert*innen haben wir beraten, wie wir so viel Kohle wie möglich sichern und so viele Emissionen wie möglich verhindern können. Unterstützt wurde das Projekt unter anderem auch von 350.org, Project Together, Together for Future, der Klimaalianz, dem Environmental Law Center, Armed Angels, der Tomorrow Bank und dem Änderwerk gGmbH.
Anfang Mai haben wir unser Kaufangebot dann groß vorgestellt. Auf unserer Pressekonferenz in Köln haben wir ganz klar gemacht: Jede*r kann einen Unterschied machen. Mit einem breit aufgestellten gesellschaftlichen Bündnis und unserer Crowdfunding-Kampagne soll die Kohle gegen Kohle-Idee Wirklichkeit werden. Wenn nur jeder dritte, der schon mal auf einer Klimademonstration war, einen Euro gibt, wird dieser Plan Realität. Auch an RWE haben wir unser Kaufangebot mit Nachdruck übergeben – und dann erstmal lange nichts gehört.
Die Leute von dem fossilen Großkonzern waren natürlich gar nicht glücklich, dass Lützerath weiter, immer noch und immer wieder ein Thema ist. Ihnen wäre es lieber, wenn die Klima- und Umweltzerstörung, an der sie Schuld sind, in Vergessenheit geraten würde. Aber nicht mit uns. In der Zwischenzeit konnten wir aus dem Stehgreif tausende Euro sammeln und viele weitere Unterstützer*innen gewinnen.
Jetzt hat sich RWE endlich zu Wort gemeldet – und unser einmaliges Angebot abgelehnt. Sie lassen also die Chance, schnell, gut und einfach das Klima zu schützen, verstreichen. Noch weigern sie sich also, Klimaschutz ernst zu nehmen. Ein Trauerzeichen für den Energiekonzern und ein weiterer Beweis dafür, wie er unsere Zukunft und unseren Planeten mit Füßen tritt.
Für uns ist es mit dieser Absage an Klimaschutz aber natürlich nicht getan. Jetzt fängt unsere Arbeit erst an. Die Unterstützung für die Fundraisingkampagne und das gute Medien-Echo haben gezeigt: Die Gesellschaft will guten und schnellen Klimaschutz. Wir sind allen Unterstützer*innen sehr dankbar – für jede Spende, jeden Social Media-Post und jedes Gespräch, geführt wurde. Wir werden uns jetzt neu sortieren und dann mit neuen Ideen und neuer Energie die Idee hinter Kohle gegen Kohle weitertragen. Jede*r kann einen Unterschied machen und wir dürfen nie aufhören, für uns und unseren Planeten zu kämpfen. Be the change, you want to see in the world.
Folge uns auf Social Media, um auch in Zukunft nichts mehr zu verpassen.
Comments