Es kommt neuer Schwung in die Debatte um den Kohleausstieg. Das zeigt das heute in Köln vorgestellte Projekt “Kohle gegen Kohle”. Nachdem der politische Protest für den Erhalt von Lützerath unerfolgreich blieb, ist der neue Plan simpel: Die Engagierten bieten Kohle gegen Kohle. Konkreter bieten sie dem Kohlekonzern RWE an, für 1,5 Millionen Euro eine Fläche von 1,5 Quadratkilometer Land bei Lützerath zu kaufen. So könnte die Kohle dort im Boden bleiben und statt Abbagerung und Zerstörung ein Bildungs- und Begegnungsort entstehen. Unterstützt werden die Engagierten dabei von einem zivilgesellschaftlichen Bündnis aus namhaften Wissenschaftler*innen, Jurist*innen und Organisationen.
Ein entsprechendes Crowdfunding-Projekt lief heute mit einer Pressekonferenz in Köln an. Der Kaufvorschlag wurde RWE auf der digitalen Aktionärs-Hauptversammlung präsentiert, die ebenfalls heute stattfand.
Ein Livestream der Projektvorstellungs-Pressekonferenz ist hier abrufbar. Bilder der Pressekonferenz zur freien Verwendung sind hier abrufbar. Die Startnext-Fundraising-Kampagne ist hier einzusehen.
“Die Klimakrise eskaliert. Die Politik versagt. Deshalb nehmen wir Veränderung selbst in die Hand, sammeln 1,5 Millionen Euro für 1,5 °C und kaufen die Kohle bei Lützerath zurück. Dort schaffen wir statt Abbagerung und Zerstörung einen inspirierenden Bildungs- und Begegnungsort”, so Lilith Rein (“Kohle gegen Kohle”) am Freitag in Köln.
Für 1,5 Millionen Euro will das Projekt “Kohle gegen Kohle” RWE eine Fläche von 1,5 Quadratkilometern Land neben Lützerath abkaufen, unter der sich 69 Millionen Tonnen Kohle – also auch 69 Millionen Tonnen CO2 – befinden. Diese Fläche ist ideal für Landwirtschaft und weitere Nutzung. Ist der Kauf erfolgreich, soll auf dem erworbenen Land ein Ort entstehen, der sich den Themen Nachhaltigkeit und Aktivismus widmet, Perspektiven bietet und Raum für Bildung und Begegnung schafft. Um dieses Land zu kaufen, wird eine großangelegte Fundraising-Kampagne gestartet, mit der im ersten Schritt die entsprechende Summe gesammelt werden soll.
Unterstützt wird das Projekt aktuell von 350.org, Project Together, Together for Future, der Klimaalianz, dem Environmental Law Center der Universität Köln, Armed Angels und der Tomorrow Bank. Auf der Pressekonferenz am Freitag in Köln sprachen sich außerdem Emma Shensher (General Manager des Environmental Law Center) und Prof. Dr. Nikolaus Froitzheim (Universität Bonn, Scientist Rebellion) für das Projekt aus.
“Die RWE Power AG erhält hiermit die einzigartige Gelegenheit, einen markanten Schritt in Richtung erneuerbarer Energien zu vollziehen und somit öffentlich ein Zeichen für eine nachhaltigere Energiezukunft zu setzen”, erklärt Emma Stremplat (“Kohle gegen Kohle”) in ihrer Rede auf der RWE-Aktionärsversammlung am Freitag.
Lützerath war ein Dorf im rheinischen Braunkohlerevier am Tagebau Garzweiler II. Der Energiekonzern RWE hatte das Dorf und die umliegenden Felder zerstört, um an die darunter liegende Kohle zu gelangen. Klima-Aktivist*innen hatten das Dorf seit Juni 2020 für mehrere Jahre besetzt und wurden erst nach langen Auseinandersetzungen im Januar 2023 geräumt.
Die Kohle unter Lützerath wird für die Energieversorgung Deutschlands nicht benötigt, wie eine Untersuchung des deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zeigt und weitere Studien bestätigen. Wird diese Menge an Kohle verfeuert, reißt Deutschland außerdem die 1,5°C-Grenze, wie Studien zeigen.
„Die Kohle unter Lützerath ist weiterhin nicht nötig für die Versorgungssicherheit in Deutschland. Schon im Januar 2023 zum Zeitpunkt der großen Demonstrationen hatten über 700 Wissenschaftler*innen in einem Moratorium ein Umdenken gefordert. Jetzt hat eine neue Studie festgestellt, dass wesentlich weniger Kohle tatsächlich verbraucht wurde als damals angenommen”, erklärt der renommierte Klimawissenschaftler Niklas Höhne exklusiv dazu.
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